Foto: © Marianne und Paul
Diese Woche waren wir auf der Insel Borkum zu den Exerzitien der ME-Gemeinschaft. Wir haben mit den Psalmen und den vier Gefühlsfamilien ( Angst, Wut, Trauer, Freude) gearbeitet. Eine davon möchten wir heute im Sonntagsimpuls mit Euch teilen: ANGST
In unserem Brainstorming hatte die Angst so viele Facetten: erstarren – gelähmt, zaghaft, eingeengt, vorsichtig, eingeschüchtert, atemlos, besetzt, einsam sein – Unruhe – Verteidigung – Leere im Kopf – Ohnmacht – Verlust – Schutzwall – Rückzug – Flucht – Panik – Verlassenheit – kein Vertrauen – Angriff – Angst frisst die Seele auf …
Paul: Welche Situationen der Angst erleb(t)e ich? Als ich als Kind schweißgebadet aus einem Alptraum aufwachte, in dem ich von einem Wolf verfolgt wurde / als ich nach einem Autounfall im Schock (unverletzt) nur noch geschrienen habe / als es bei der Geburt unseres Sohnes Komplikationen gab / als mir eine Diagnose gestellt wurde, die einen großen operativen Eingriff notwendig machte…
Marianne: Eine schwierige Situation, in der ich Angst verspürte, war die Herz-Operation von Paul.
Ich habe gerne alle Ängste und Sorgen gut verdrängt, ich wollte mir „the worst case“ nicht ausmalen. Ich habe mich an allen zuversichtlichen und positiven Aussagen festgehalten und ein mögliches Scheitern nicht wirklich angeschaut.
Mit Paul darüber zu sprechen, war für mich sehr schwierig. Mich hat es jedes Mal Überwindung gekostet, dieses Thema anzusprechen. Ich wollte gerne die unangenehmen Gefühle, die damit verbunden sind, vermeiden. Ich hatte Angst um meine Verletzlichkeit und ich hatte Angst vor Pauls Gefühlen und Sorgen. Ich befürchtete, damit überfordert zu sein und dann auch ihn zu verletzten und nicht anzunehmen.
Genauso schwierig war es aber auch, Pauls Schweigsamkeit und Verschlossenheit anzunehmen. Ich wusste nicht wirklich, wie es Paul geht, war oft irritiert durch sein Schweigen oder eine ablehnende Reaktion, wenn ich nachgefragt habe. Diese Unsicherheit und die Ungewissheit haben unruhig gemacht und ich hatte Angst um unsere Nähe und Sorge, wie es Paul wirklich geht und er damit klarkommt.
Geholfen hat mir dann, dass wir uns immer wieder Situationen geschaffen haben, in dem wir dann einander einen kleinen Einblick in unsere Gefühle gegeben haben, das war nicht immer ein Dialog, sondern häufig auch ein „Sofa-Gespräch“, ein: „wie geht es Dir jetzt“ oder „wie geht es Dir damit? „
Diese kleinen Einblicke waren für uns leichter als ein ausführlicher Dialog.
Ich konnte meine Ängste auch in mein tägliches Gebet mit hinein nehmen- als dringliche Bitte um gutes Gelingen und Genesung!
N.B. Eine Gefahr im Gespräch über unsere Ängste ist das Rationalisieren der Angst oder das Vertrösten:“ Davor brauchst Du doch keine Angst zu haben!“ „Das überlegen wir, wenn es dann soweit ist.“
Besinnungsfragen:
- Welche Ängste leben in mir?
- Kann ich sie Dir gegenüber zugeben?
- Haben sie einem Platz in meinen Gebeten?
Anregungen in den Psalmen, u.a.: Ps 4, 2 … Du hast mir Raum geschaffen, als mir angst war …
Ps 18,7 … in meiner Not rief ich zum Herrn
Mk 4, 35-41 Der Sturm auf dem See: Die Jünger schreien im Boot ihre Angst heraus: „Herr kümmert es Dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“
Ps 121, 1 … woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn!
Psalm 121 ist ein Psalm, der von der Hilfe und Rettung durch Gott spricht
Dialogfrage: Ich schaue eine konkrete Angst an: Was bewegt mich dabei? Wie gehe ich damit um, was hilft mir dabei? Wie fühle ich mich, wenn ich Dir das mitteile?
Mit einem stürmischen Gruß von der Insel und einem herzlichen Shalom Marianne und Paul |