Foto: © Silke
In der letzten Woche haben wir uns damit beschäftigt, wie es ist, wenn wir Verantwortung abgeben können oder abgeben müssen. Doch es gibt auch Situationen wo wir für uns oder andere Verantwortung übernehmen oder übernehmen müssen. Wie fühlt sich das an? Wir sind erst einmal für unser eigenes Leben und Handeln verantwortlich. In der Familie übernehmen wir Verantwortung für den Partner/die Partnerin und die Kinder. Vielleicht übernehmen wir die Pflege von kranken Eltern. Und dann kommen noch gesellschaftliche und kirchliche Aufgaben hinzu: Elternsprecher, Gewerkschaftsarbeit, Kirchenvorstand, Verantwortung in der ME-Gemeinschaft usw.. Wir werden immer wieder angefragt, bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Und wir müssen jedes Mal neu entscheiden, ob wir diese Aufgabe übernehmen können oder wollen. Es ist gut sich in Kirche und Gesellschaft zu engagieren, doch es kann uns auch schnell an unsere Grenze führen. Und dann müssen wir verantwortliche Entscheidungen treffen.
Wenn ich, Rolf, auf meine Beziehung mit Silke schaue, habe ich den Eindruck, dass wir sehr verantwortlich miteinander umgehen. Ich übernehme die Verantwortung für bestimmte Aufgaben (Steuererklärung, Autowerkstatt, Fahrradreparaturen, Reinigung der Badezimmer etc.) und binde Silke bei Bedarf mit ein. Aber ich bin dafür verantwortlich, dass am Ende alles klappt. Es gibt auch Aufgaben, wo nicht von vornherein geklärt ist, wer für uns beiden dafür verantwortlich ist, dann klären wir die Verantwortlichkeit. Es kann auch sein, dass wir beschließen eine Aufgabe gemeinsam zu übernehmen, wie z. B. das Aussuchen des Reiseziels für den Urlaub.
Wenn ich oder wir gemeinsam Verantwortung z. B. bei der Familienliturgie in der Gemeinde oder bei ME übernehmen, stimmen wir vorher miteinander ab, ob ich oder wir auch die Kapazitäten haben, diese Aufgabe zu übernehmen.
Im Laufe unserer Beziehung haben sich die Verantwortungen auf natürliche Weise geklärt. Wir versuchen unsere Stärken optimal zu nutzen. Es gibt Aufgaben, die Rolf überhaupt nicht mag. Wenn ich, Silke, sie mir einigermaßen vorstellen kann, übernehme ich sie für ihn.
Es gibt Aufgaben bei denen es mir total leicht fällt die Verantwortung zu übernehmen. Einer meiner Verantwortungsbereiche ist das Müllwegbringen. Ich habe immer im Blick, wann welcher Behälter geleert werden muss. Eine andere Verantwortung von mir ist der Geburtstags- und Terminkalender. Ich kann mir Termine leicht merken und schaffe es auch die Verknüpfung vom aktuellen Tag zu einem Termin herzustellen. In solchen Situationen fällt es mir total leicht, die Verantwortung zu übernehmen. Ich beschwere mich auch nicht darüber.
Rolf fährt überwiegend im Urlaub auf längeren Strecken Auto. Wenn ich zu Beginn einer Fahrt merke, dass ich sehr müde bin, sorge ich dafür, dass ich schnell neben ihm einschlafe, um so in absehbarer Zeit fahrtauglich zu werden. Gleichzeitig habe ich aber auch meine Ohren leicht geöffnet. Ich merke beim Dösen schnell, wie fit Rolf noch ist. Wenn er signalisiert, dass er zu müde zum Weiterfahren ist, übernehme ich oft selbstverständlich das Lenkrad.
Es gibt Themen bei denen wir gemeinsam die Verantwortung übernehmen. z.B. als wir im Frühjahr diesen Jahres den Impuls für den Oasentag der Region gegeben haben. Wir hatten zugesagt diese Aufgabe zu übernehmen und haben sie gemeinsam durchgezogen. Mir ist es wichtig, dass andere mich als verantwortungsbewusst, zuverlässig und mitdenkend erleben. Wenn ich Rolf oder anderen etwas zusage, halte ich mich daran. Mir macht es Spaß Verantwortung zu übernehmen und meinen Handlungs- und Gestaltungspielraum zu nutzen.
Für mich ist Zuverlässigkeit ein sehr hoher Wert. Bevor ich etwas zusage, überlege ich genau, ob ich die Verantwortung übernehmen kann und will. Fühle ich mich dazu geeignet? Entspricht die Aufgabe meinen Fähigkeiten? Was ist meine Motivation? Ich habe keine Probleme auch mal Nein zu einer Aufgabe zu sagen.
Besinnungsfragen:
- Mache dir eine Liste, in welchen Bereichen du welche Verantwortung trägst.
- Wo würde ich gerne mehr/weniger Verantwortung übernehmen? Mache dir Notizen.
Wir laden Euch zum Dialog zu folgenden Fragen ein:
- Schaue auf eine Aufgabe, bei der es Dir leicht/schwer gefallen ist, die Verantwortung zu übernehmen. WFIM, wenn ich Dir davon schreibe?
- Was bedeutet es für mich, in meiner Beziehung zu Dir Verantwortung für Dich mit zu übernehmen? WFIM in dieser Situation? Und WFIM, wenn ich Dir davon schreibe?
- Wo habe ich innerhalb der ME-Gemeinschaft Verantwortung? Was bedeutet es für mich, dass ich diese Verantwortung übernommen habe?
- Wo habe ich in der Gesellschaft, im Beruf, in der Familie Verantwortung übernommen? Welche Gefühle kommen in mir hoch, wenn ich daran denke?
- Wo würde ich gerne mehr/weniger Verantwortung übernehmen? WFIM, wenn ich Dir davon schreibe?
Liebe Grüße aus Berlin-Spandau Silke Bährens und Rolf Schudlich |