Foto: © Silke Bährens
Mit dem heutigen Palmsonntag steigen wir in die Heilige Woche. Wir hören im Gottesdienst die Passion (Lk 23,1-49). Die Jünger erleben wie Jesus in Jerusalem einzieht und die Menschen ihm zujubeln. Dann die innige Gemeinschaft am Gründonnerstag mit Jesus. Glück pur!
Diese Intimität wird jäh zerstört als Jesus feststellt, dass einer ihn verraten wird. Statt Gemütlichkeit plötzlich Panik und Unsicherheit. „Bin ich es? Wem kann ich noch vertrauen?“ Gethsemane. Die Jünger begleiten Jesus zum Ölberg. Sie können das Versprechen wach zu bleiben und zu beten nicht einhalten. Enttäuschung über sich selber. Dann am nächsten Tag die Festnahme und das Verhör. Sie müssen es aushalten, dass die Menschenmenge fordert, dass Jesus gekreuzigt wird. Totale Verunsicherung. Angst, Wut und Ohnmacht. Anschließend muss Jesus sein Kreuz nach Golgatha tragen. Die Jünger sehen, wie der geliebte Mensch leidet und am Ende seiner Kräfte ist. Viele Menschen klagen und weinen. Und schließlich der Tod am Kreuz. Unendliche Trauer bei den Jüngern. Alles ist vorbei.
Die Tage waren für die Jünger voller extrem starker Emotionen: von überschwänglichem Glück und Jubel bis ihn zur Trauer über Jesu Tod. Aber auch die Frage : „Wem kann ich vertrauen?“ Sie waren vermutlich hin- und hergerissen.
Auch in unserem Leben gibt es solche Zeiten mit starken Gefühlsschwankungen. Wir kennen dieses hin- und hergerissen sein. Vor kurzem hatten wir eine ähnliche Situation. Am Donnerstag halfen wir einer Freundin beim Umzug. Ich, Silke, genoss an dem Abend einerseits das gemütliche Beisammensein mit ihr und den anderen Helfern. Und gleichzeitig war die Trauer über ihren Wegzug, zumal sie nach Hessen umzieht und ich die Unsicherheit spürte, was aus der Freundschaft wird.
Am nächsten Morgen beim Frühstück extremer Ärger: Wir hatten eine Mail mit einer Zahlungserinnerung von der Autovermietung eines vorhergegangenen Urlaubs bekommen. Ich „klebte vor Wut an der Decke“ wegen der unberechtigten Forderung. Am Samstag dann ein entspannter gemütlicher Nachmittag mit langjährigen Freunden.
Ich, Rolf, bemühe mich in der Regel die Ruhe zu bewahren. Doch auch ich kenne ein „Wechselbad der Gefühle“. Besonders wenn ich im Stress bin, können mir schon Kleinigkeiten den Boden unter den Füßen wegziehen. Eine typische Situation ist, dass ich konzentriert an einer Aufgabe arbeite. Ich bin ganz in meinem Tunnel und fokussiert auf das Ziel. Dann kommt plötzlich Silke und spricht mich an. Sie reißt mich aus der Konzentration, um irgendetwas zu fragen. Ich war so schön in Fahrt und freute mich über meine Fortschritte und dann werde ich je ausgebremst. Ich ärgere mich über sie und bin erzürnt über die Unterbrechung. Je nach meinem Grad der Anspannung und des Drucks, fertig werden zu wollen, reagiere ich dann verständnisvoll oder auch aggressiv. So schnell kann dann auch bei mir die Stimmung kippen durch unvorhergesehene äußere Umstände.
Zum Dialog laden wir Euch zu folgenden Fragen ein:
- Ich denke an eine Zeit mit starken Gefühlsschwankungen. Beschreibe sie. Wie fühlte ich mich damals? Wie fühle ich mich heute, wenn ich daran denke?
- Ich stelle mir vor, ich bin einer der Jünger. Wie fühle ich mich in dieser Situation? Und wie fühle ich mich, wenn ich dir davon schreibe?
Wir wünschen Euch einen gesegneten und erkenntnisreichen Palmsonntag.
Herzliche Grüße aus Berlin-Spandau Silke Bährens und Rolf Schudlich |