Ich möchte dich nicht verletzen,

tue es aber doch. Im Alltag gibt es die kleinen Verletzungen: ich rufe nicht an, wenn ich zu spät zum Essen komme; ich höre nicht zu, wenn du mir etwas sagen willst; ich entscheide ohne dich, welches Programm ich im Fernseher anschauen will; ich kontrolliere nach, ob du eine Sache erledigt hast. Tausende an Kleinigkeiten sind das, die verletzend wirken und die passieren, oft im Vorübergehen, ungewollt, manchmal nicht einmal bewusst. Meist sind es keine großen Streitsituationen. Meist sind es kleine Momente, wo plötzlich wie ein U-Boot ein Nadelstich auftritt, eine Zurückweisung, ein Übersehen-werden. Was machen? Die wichtigste Nachricht zuerst: Wir werden einander immer wieder verletzen! Weil wir Menschen sind! Weil das bei zwei unterschiedlichen Individuen einfach passiert, weil wir Ecken und Kanten haben, weil vieles impulsartig passiert!

Bedeutet das jetzt: Resignation? Nein, das Bewusstsein,  dass wir einander immer wieder verletzen werden, soll uns entlasten. Wir müssen nicht aus jedem kleinen Ereignis eine Staatsaktion machen. Wir können aber anfangen, die Verletzungen wahr zu nehmen, und dafür um Verzeihung zu bitten. Sie nicht unter den Teppich kehren, wo sie eines Tages zur Stolperfalle werden. Wahrnehmen und Vergebung erbitten, Vergebung gewähren. Dadurch wachsen wir an Achtsamkeit füreinander. Dann merken wir schneller nach einer Verletzung, dass sie passiert ist und können richtig damit umgehen. Paare, die das gelernt haben, können manchmal miteinander herzhaft lachen, wenn „es“ wieder passiert ist. Was meinen Sie, wie hilfreich es ist, wenn jeder weiß: ich bin nicht vollkommen, du bist es auch nicht. Da gerät neue Atemluft in die Beziehung. Aus Verletzungen und anschließender Vergebung können Blumen wachsen, wie Rosen in den Dornen.

(Vertiefungen zu diesem Thema finden Sie in unserem Wochenende für Paare bzw. bei der Familienwoche ZEIT FÜR DIE LIEBE!)

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